Wer ausgehen und sich hinterher trotzdem noch hinters Steuer setzen will, hatte einst eher Langweiliges im Glas. Da zählte die gute, alte Apfelschorle noch zu den spritzigsten Getränken, die zur Auswahl standen. Die Zeiten haben sich geändert: Was heute an Alkoholfreiem und Alkoholarmem über den Tresen geht, hat optisch und geschmacklich die Ambition, im Cocktailglas serviert zu werden.
Auf der 25.
Intergastra vom 6. bis 10. Februar 2010 in der
Messe Stuttgart zeigen die Hersteller alkoholfreier Getränke und Biermixgetränke, dass in der Gastronomie auch ein Abend ohne Alkohol zu einer berauschenden Entdeckungsreise werden kann.
Denn ein Trend zieht sich durch alle Spielarten der alkoholfreien Getränke hindurch, wie sich auch an den Messeständen der Intergastra in Stuttgart zeigen wird: „Die geschmackliche Abwechslung durch Früchte und Frucht-Kombinationen, die bisher nicht so bekannt waren“, sagt Dr. Detlef Groß, Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke (wafg).
Seien es Mischungen wie von der Schlör Bodensee Fruchtsaft AG, die den alkoholfreien „Eiszauber-Punsch“ mit Apfel-Kirsch kreiert hat, oder sei es Bionade, die als Erfinder des Segments der „Neuen Limonaden“ ihr Sortiment jetzt um die Geschmacksrichtung „Quitte“ aufstockt. Eines ist sicher: In die „Alkoholfreies“-Spalten der Getränkekarten im Land wird nach der Intergastra Bewegung kommen.
Der Aroma-Rausch lässt sich nicht nur bei den komplett alkoholfreien Getränken beobachten, sondern auch bei den fertigen Biermixgetränken, die nur etwa halb so viel Alkohol enthalten wie reines Bier. Bis ins Jahr 1993 war es in Deutschland laut Biersteuergesetz noch verboten, Biermischgetränke direkt herzustellen und abzufüllen. Und auch nach der Gesetzesänderung war das Herstellen fertiger Mischungen unter Bierbrauern lange Jahre noch als „Panscherei“ verpönt.
Jetzt aber holen die Brauereien alles nach. Dabei zählen fertig gemischte Radler oder Bier-Cola-Kombinationen inzwischen schon zu den Klassikern. Bei den Neuheiten setzen die Brauer auf Exotik. So wartet beispielsweise die Bitburger Braugruppe GmbH auf der Intergastra mit einer Getränkekarte auf, deren Biermischungen die Geschmacksrichtungen Zuckerrohr-Schnaps (Cachaca), Rum-Lemon oder Grenadine aufweisen.
Die Ulmer Traditionsbrauerei Gold Ochsen hält mit exotischen Früchtchen dagegen: „OXX Lemon und OXX Grapefruit“ sollen für einen neues, frisches Biererlebnis sorgen. Mit der grenzenlosen Phantasie bei den Geschmacksexperimenten geht eine humorvolle Namensgebung einher, die gute Laune versprüht. So schickt „Alpirsbacher Klosterbräu“ seine jüngste Biersorte „Kleiner Mönch“ in der Sparte Biermixgetränke mit Essenzen von Zitronen und Limetten als „Mönch & Lemon“ ins Rennen.
Die Kreativität der Bierbrauer lohnt sich – für die Brauereien genauso wie für die
Gastronomie. Der Anteil der Biermixgetränke auf dem deutschen Biermarkt nähert sich der Fünf-Prozent-Marke. Wurden laut Biersteuerstatistik im Jahr 1998 noch knappe 1,2 Millionen Liter Biermischgetränke verkauft, waren es im Jahr 2008 runde 4,2 Millionen Liter. Das wachsende Segment der Biermixgetränke bietet eine Möglichkeit, in Zeiten sinkenden Bierabsatzes den Umsatzeinbußen entgegenzuwirken und neue Stammkunden zu gewinnen. Im Fokus sind dabei besonders jüngere Menschen, die die Bitterkeit des puren Biers nicht mögen oder auf der Suche nach neuen Geschmackserlebnissen sind.