Insa Thiele-Eich ist Klimaforscherin und wird voraussichtlich 2021 als erste deutsche Astronautin ins Weltall fliegen. Und sie wird auf der Bildungsmesse
didacta 2020 sprechen.
Im Interview erklärt sie, warum noch immer weniger Frauen in MINT-Berufen tätig sind und wie der Klimawandel im Unterricht thematisiert werden sollte. spricht auf der didacta – die Bildungsmesse 2020 über Umweltthemen im Unterricht und zu wenig Frauen in MINT-Berufen.
Frau Dr. Thiele-Eich, auf Twitter berichten Sie, dass Ihnen der Klimawandel als Wissenschaftlerin schon lange Bauchschmerzen bereitet. Warum gehört das Thema in den Unterricht?
"Unsere Generation legt den Kindern eine Bürde auf, mit der diese umgehen müssen. Den globalen Kontext herauszustellen ist der größte Gefallen, den wir Kindern heute tun können. Denn bestimmte Regionen auf der Welt werden viel stärker betroffen sein als wir. Im Unterricht müssen Kinder für die gesellschaftliche Herausforderung gestärkt und auf turbulente Zeiten vorbereitet werden."
In welchen Fächern kann Wissen über den Klimawandel vermittelt werden?
"Der Klimawandel passt in nahezu alle Fächer. In den naturwissenschaftlichen Fächern kann man beispielsweise die physikalischen Aspekte oder die chemische Seite betrachten. In Biologie könnte man schauen: Was macht der Klimawandel mit unserem Ökosystem und wo sind Anpassungsstrategien gefordert? Das Thema sollte auch in den geisteswissenschaftlich ausgerichteten Fächern behandelt werden, in Geschichte oder Politik beispielsweise. Dort sollte thematisiert werden, wie die Gesellschaft mit dieser Herausforderung umgeht – oder eben nicht. Grundsätzlich sind die Hintergründe des Klimawandels relativ schnell behandelt, die gesellschaftlichen Herausforderungen sollten im Mittelpunkt stehen. In Deutsch könnten zudem die rhetorischen Mittel von Klimaskeptikern hervorragend behandelt werden. Denn eigentlich sind sie nicht skeptisch, sie leugnen."
Sie sind Klimaforscherin und werden voraussichtlich als erste deutsche Astronautin ins Weltall fliegen. Warum gibt es aus Ihrer Sicht immer noch so wenige Frauen in MINT-Berufen?
"Häufig höre ich, man müsse MINT für Frauen attraktiver machen. Das ist gar nicht das Problem. Frauen sind nicht desinteressiert an den Berufen oder Fragestellungen. Das Problem fängt früh an – nicht erst, wenn jemand 18 oder 19 ist und entscheiden soll, in welche Richtung es geht. Es fängt schon im Grundschulalter an, wo die Gesellschaft Kindern subversiv eintrichtert, dass bestimmte Dinge für Jungs sind und bestimmte Dinge für Mädchen. Das fängt bei Veranstaltungen in der Grundschule an: Väter werden gebeten, Stühle zu stapeln, und Mütter werden gebeten, Kuchen zu backen. So setzen sich bei Kindern starke Rollenbilder fest. Es gibt Themen, da heißt es: „Die Jungs stürzen sich bestimmt sofort darauf.“ Dass Mädchen zum Beispiel auch an Robotern interessiert sind, aber nicht sofort auf die Packung losstürzen, wird nicht gesehen. Teilweise wird so kategorisch gedacht, dass nicht mal die Farbe Dunkelrot für alle Kinder sein kann, sondern nur für Mädchen."
Wie lässt sich dieses kategorische Denken stoppen?
"Wir müssen die Schubladen im Kopf kennen, die wir alle haben. Insbesondere Erwachsene, die mit Kindern zu tun haben, müssen gut reflektieren. Sie müssen erkennen, welche Automatismen, abgespeicherten Sprüche oder Voreingenommenheit sie haben, die ihnen gar nicht bewusst sind. Wenn einem erst einmal auffällt, dass Vorurteile existieren, kann man sich relativ schnell davon trennen."
Die
Messe Stuttgart öffnet ihre Tore für die didacta vom 24. bis 28. März 2020.
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