Sehstörungen, Lichtempfindlichkeit, Erbrechen, halbseitige Kopfschmerzen – bei diesen Symptomen wissen Betroffene, dass vorerst ein normales Leben unmöglich ist. „Migräne beginnt schon in der Pubertät, wird häufig aber nicht adäquat behandelt“, sagt Professor Dr. Andreas Kastrup vom Klinikum Bremen-Mitte und Bremen-Ost. Gute Migränetherapie ist ein Thema der Tagung
NEURO am Samstag, 7. September 2019, im Congress Centrum Bremen. Experten berichten dort auch über neue Erkenntnisse zu Multipler Sklerose (MS) und Parkinson. „Dabei halten sie die Vorträge doppelt – einmal für Betroffene und Angehörige, einmal für Mediziner, Therapeuten und Pflegende“, erläutert Kordula Grimm, Bereichsleiterin von Congress Bremen, das Konzept der Veranstaltung.
Kopfschmerz ist erstmals ergänzender Schwerpunkt der Tagung. 256 Arten sind bekannt. Entsprechend vielfältig sind auch die Behandlungsstrategien. Bei Migräne gibt es seit Anfang 2019 einen neuen Therapieansatz, der auf aktuellen Studien zum Ablauf basiert. „Migräne entsteht durch eine wiederkehrende Entzündung im Bereich der Blutgefäße im Gehirn, die durch einen Botenstoff ausgelöst werden“, so Professor Kastrup. Vorbeugend können sich Betroffene einmal monatlich einen Antikörper spritzen, der an den Botenstoffen ansetzt. „Bei bis zu 30 Prozent der Patienten gehen die Krankheitssymptome deutlich zurück“, sagt der NEURO-Beirat.
Neu sind auch die Diagnosekriterien von MS. „Statt wie bisher nach dem ersten Krankheitsschub weitere Symptome oder neue MRT-Veränderungen abzuwarten, können wir mithilfe der Untersuchung von Nervenwasser MS schneller und genauer diagnostizieren“, sagt Professor Dr. Pawel Kermer vom Nordwest-Krankenhaus Sanderbusch. „Auch dürften zukünftig frühe Aussagen über den Krankheitsverlauf möglich sein.“ Dies beeinflusse das Therapiekonzept. Bereits heute verfolge man bei hochaktiven Formen die „Hit-hard-and-early“-Strategie, bei der kurzzeitig hochdosierte Antikörper verabreicht werden. Über neue Therapeutika wird neben Professor Kermer auch Dr. Thorsten Rosenkranz von der Asklepios Klinik St. Georg in Hamburg berichten.
In Parkinson-Studien werden momentan Biomarker als Hinweis auf den Krankheitsverlauf getestet. Denn: Je früher die Diagnose gestellt werde, desto besser kann die Erkrankung behandelt werden. Biomarker sind einer der Forschungsschwerpunkte von Professorin Dr. Claudia Trenkwalder, aber auch Traumschlafstörungen wie Sprechen, Schreien oder Um-sich-schlagen als Parkinson-Frühwarnsignal. „Diese Symptome können bis zu zehn Jahre vor dem typischen Zittern oder den Trippelschritten auftreten“, beschreibt die Neurologin den Krankheitsbeginn, die das in einer Studie mit 500 Patienten nachweisen konnte.
Schlafstörungen, ausgelöst etwa durch Unbeweglichkeit oder Halluzinationen, seien der häufigste Grund für die Unterbringung von Parkinsonpatienten in Pflegeeinrichtungen. „Mehrmals in der Nacht aufzustehen bringt die Angehörigen schnell an ihre Grenzen“, erläutert die Chefärztin der Kasseler Paracelsus-Elena-Klinik. Darum sei es so wichtig, den Schlaf Erkrankter zu verbessern. In ihrem Vortrag wird sie auf geeignete Methoden eingehen.
2019 richten sich erstmals auch Angebote explizit an Therapeuten. Sie können sich über Yoga und bewegungserhaltende Übungen als ergänzende Behandlungsmöglichkeiten informieren. Auch das Reisen oder die Fahrtüchtigkeit bei MS und Parkinson stehen auf der Agenda von NEURO.
Das Congress Centrum der
Messe Bremen öffnet seine Tore für die NEURO 2019 am 07. September von 9.30 bis 16.15 Uhr.
Die Kooperationspartner sind die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft und die Deutsche Parkinson Vereinigung, Landesverband Bremen e.V. Teilnehmer können Fortbildungspunkte erwerben. Betroffene zahlen 10 Euro Eintritt, Therapeuten und Pflegende 15 Euro, Ärzte 20 Euro.
Kontakt:MESSE BREMEN & ÖVB-Arena/M3B GmbH, Kristin Viezens, Tel: +49-(0)4 21 / 35 05 – 444, E-Mail: viezens@messe-bremen.de