„Hauptsache gesund“ - der Bremer Soziologin Annelie Keil zufolge ist inzwischen eine Art Gesundheitswahn ausgebrochen: Während über wichtige Themen wie Schwäche, Alter, Gebrechlichkeit und die Endlichkeit des menschlichen Daseins geschwiegen werde, gehe es stets darum, wie man Krankheit und Tod abwehren könne. Was das für die Rolle von Pflegern bedeutet, erläutert Keil beim 13.
Bremer Pflegekongress. Rund 4.800 Teilnehmer, darunter Pflegende, Mediziner und Mitarbeiter aus der Gesundheitsbranche treffen sich ab heute (16. bis 18. Mai 2018), in der Messe Bremen und im Congress Centrum Bremen. Zeitgleich findet dort der DEWU Deutsche Wundkongress statt.
„Das Leben ist als Ganzes kein medizinisches Problem, dem wir mit Medikamenten und Pflege beikommen können“, sagt Keil. Wichtig sei zu begreifen, dass es Grenzen gibt und dass das Leben eine lebenslange Aufgabe ist, in der es auch um Liebe, Solidarität oder Mitgefühl geht. „Wir werden als Angehörige geboren und sind als Baby selbst auf Angehörige angewiesen“, so die renommierte Soziologin, „wir kommen als Pflegefall zur Welt“. So erfahre jedermann an sich selbst, dass Leben Koexistenz ist, dass jeder verwundbar und auf Hilfe angewiesen ist. Anderen Menschen diese Grenzen bewusst machen, auch dies sei die Aufgabe von Pflegern, Schwestern und Ärzten.
„Herausforderung Fremdsein“ lautet das Schwerpunktthema des 13. Bremer Pflegekongress, das sich unter anderen mit Themen wie dem von Annelie Keil beschäftigt. Aber auch „Migration und Pflege“ sowie die „Identifikation mit dem Job“ stehen im Vordergrund. Insgesamt 140 Sitzungen, darunter Vorträge und Workshops, zählt der Bremer Doppelkongress.
Beim 12. DEWU Deutschen Wundkongress werden unter anderem innovative Wundauflagen wie Fischhaut thematisiert. „Die sogenannte Kollagenmatrix wird auf die chronische Wunde gelegt, vom Körper aufgenommen und umgewandelt“, sagt Dr. med. Holger Diener, Oberarzt am Universitären Herzzentrum Hamburg. „Dadurch wird der Heilungsprozess initiiert.“ Vor allem Patienten, die wegen Diabetes unter chronischen Wunden leiden, würden von der Therapie profitieren.
Neben seltenen Wunden, Erfahrungsberichten aus Krisengebieten oder Arzneimitteln in der Wundheilung bietet das Programm erstmals Sitzungen zur Grundlagenforschung in der Wundbehandlung. „Vor allem wissenschaftlich orientierte Teilnehmer erhalten hier fundierte Informationen, so zu neuen Technologien oder Behandlungsperspektiven etwa des Einsatzes von physikalischem Kaltplasma“, sagt Projektleiterin Kordula Grimm. Ein Stift setzt dabei kaltes Plasma frei und behandelt die Wunde auf der Haut zielgenau. Mehrere Studien haben bereits einen schnelleren Heilungsprozess festgestellt.
DEWU Deutscher Wundkongress und Bremer Pflegekongress zählen zu den teilnehmerstärksten Kongressen der Messe Bremen. Eine begleitende Fachausstellung mit über 100 Ausstellern, die ihre Produkte und Dienstleistungen präsentieren, rundet das Kongressduo ab.
Das Congress Centrum der
Messe Bremen öffnet seine Tore für den Deutschen Wundkongress und den Bremer Pflegekongress 2018 vom 16. bis 18. Mai.