Das Förderprogramm “New Positions” gibt jungen Künstlern bereits seit 1980 die Möglichkeit, ihre Werke auf einer 25 Quadratmeter großen Sonderfläche neben den Ständen ihrer Galerien zu präsentieren. Finanzielle Unterstützung leisten die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien, das Land NRW, der Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler sowie die Koelnmesse. Für die diesjährige
ART COLOGNE (19. bis 22. April) hat eine Fachjury bestehend aus Dr. Renate Goldmann, Direktorin des Leopold-Hoesch-Museum in Düren sowie des Papiermuseums Düren, Nikolai Forstbauer, Autor und Journalist, Stuttgarter Nachrichten, Martin Liebscher, Künstler, Professor an der Hochschule für Gestaltung Offenbach im Bereich Fotografie, Thomas Rehbein, Galerie Thomas Rehbein, Köln sowie Klaus Webelholz, Galerie Bärbel Grässlin, Frankfurt insgesamt 21 junge künstlerische Positionen ausgewählt. Zusätzlich wird von der Deutschen Telekom während der Messe der ART COLOGNE Award for New Positions ausgelobt. Der Preis beinhaltet eine Einzelausstellung in der Kölner Artothek.
Viele der in diesem Jahr ausgewählten jungen Künstler bewegen sich zwischen den Gattungen, andere verleihen den klassischen Medien Zeichnung und Malerei durch unkonventionelle Techniken und Materialien oder prozesshafte Bildfindungen neue Impulse.
Mathieu Bonardet (Galerie Jean Brolly, Paris) erzeugt mit Graphit auf Papier, das gelegentlich auf Holz aufgezogen wird, ein delikates Linienspiel in feinsten Schattierungen. In zartem Sfumato strahlen die sanften Farbverläufe auch kleiner Formate weit über den Bildrand hinaus und scheinen mit der umgebenden Wand zu verschmelzen. Die Bewegungen des Körpers schreiben sich in die Zeichnungen ein, die Mathieu Bonardet auch als Diptychen präsentiert. Beim Betrachten ist die Energie zu verspüren, die bei der Entstehung der Werke im Spiel war.
Holz, Metall, Hartfaserplatten, Stoffe und Teppiche dienen dem Maler Lutz Braun (Galerie Nagel/Draxler, Köln) neben der Leinwand als Malgründe, auf denen er endzeitliche Szenarien voll allegorischer Referenzen entstehen lässt, in denen die Farbe als wichtiger Stimmungsträger dient. Eine erzählerische, bühnenhafte Anmutung ist typisch für Brauns Gemälde, in denen sich Motive der Gegenwart, der Vergangenheit und Zukunft verschränken.
Sebastian Dannenberg (Galerie Anke Schmidt, Köln) geht mit malerischen Gesten auf die Besonderheiten und Merkmale des jeweiligen (öffentlichen oder halb-öffentlichen) Raumes ein. Im Zusammenspiel von malerischen und raumgestaltenden Elementen entfalten seine Arbeiten ihre spezifische Wirkung und eröffnen Besuchern neue Raumerfahrungen. Dannenberg arbeitet häufig direkt auf der Ausstellungswand, dabei verwendet er handelsüblichen Lack, den er als Fläche oder Streifen aufträgt. Seine ortsbezogenen Arbeiten sind temporär begrenzte Markierungen, mit denen er Bezüge zwischen Ort, Betrachter und künstlerischer Setzung herstellt.
Den aktuellen bildnerischen Kosmos des Malers Andrej Dubravsky (Dittrich & Schlechtriem, Berlin) bildet Federvieh, das er auf seinem slowakischen Bauernhof hält. Hühner und Hähne, die er in verschwimmenden, ausgewaschenen Farben malt und in angriffslustiger Haltung darstellt, dienen ihm dabei als Symbol für unterdrückte Urtriebe. Die Serie schließt an die sexuell aufgeladenen Porträts nackter junger Männer in sumpfigen Landschaften an, deren Titel er Pornoportalen entnommen hat.
Eine serielle Arbeitsweise ist typisch für Theresa Eipeldauer (Galerie Krobath, Wien), die ein Motiv, ein Muster oder eine Schraffur in diversen Techniken und auf unterschiedlichen Bildträgern – Folie, Papier, Karton – durchspielt. Grundelement ist die Linie, die stets vervielfältigt wird und klare architektonisch-geometrische Formen bildet. Die an Halterungen und Gestelle montierten Siebdrucke in überwiegend pastelliger Farbigkeit werden ebenso zu Objekten im Raum wie zu Rollen geformte bedruckte Papierbögen, die stehend oder liegend platziert werden.
Ayan Farah (Kadel Willborn, Düsseldorf) verbindet Aspekte der westlichen abstrakten Kunst und Land Art mit Techniken afrikanischer Arts and Crafts. Grundlage ihrer bildnerischen Werke sind historische Textilien, die sie in einem alchemistischen Prozess mit Mineralien und Erden behandelt, die sie auf Reisen sammelt. Dann werden die Stoffe zerschnitten und zu strengen geometrischen Patterns und linearen Kompositionen neu zusammengesetzt. Farah begreift ihre Werke als poetische Gleichung einer komplexen gesellschaftspolitischen Realität voll unterschiedlicher Weltanschauungen.
Tim Freiwald (Walter Storms Galerie, München) zersägt oder zerschneidet den Bildträger, löst ihn auf oder behandelt ihn mit Feuer, um ihn anschließend mit verschiedenen Mitteln wieder zu stabilisieren. In einer Abfolge von Aktion und Reaktion generieren sich Bilder, deren Entstehung ablesbar wird. Durch das Aufbrechen der Leinwand und die Zusammenführung unterschiedlicher Materialien bekommen Freiwalds Arbeiten Objektcharakter.
Martin Groß (Galerie Eigen + Art, Berlin/Leipzig) nimmt in seinen teils wandfüllenden Bleistiftzeichnungen und Drucken Eindrücke aus dem urbanen Raum auf. Zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit changieren die diffusen Bilder, die an postindustrielle Landschaften ebenso denken lassen wie an visionäre Planstädte. In der verdichteten Darstellung werden auch zunehmende Geschwindigkeit und optische Überreizung wahrnehmbar.
Julius Hofmann (Galerie Kleindienst, Leipzig) stellt in seinem Schaffen einen Dialog zwischen Malerei und Animationsfilmen her. Er importiert malerische Strukturen und Oberflächen in die Filme, was dem Medium eine überraschende Lebendigkeit verleiht. Die gewohnte Perfektion der Filme wird von Hofmann unterwandert, indem er Fehler zulässt, die das Computerprogramm normalerweise beseitigen würde. Dieses Verfahren führt zu einer individuellen visuellen Handschrift. Hofmanns Gemälde wiederum erscheinen wie komprimierte Filme, in denen abgründige Geschichten erzählt werden, die sich an schaurigen Orten abspielen.
Igor Jesus (Galeria Filomena Soares, Lissabon) arbeitet in seinem vielschichtigen Werk mit Strategien der Neuaneignung von (gefundenen) Gegenständen und deren Übertragung in einen neuen künstlerischen Kontext. Dabei thematisiert er in seinen Objekten, Filmen und Installationen kulturelle und gesellschaftliche Unterschiede.
Der Zypriote Lito Kattou (Eleni Koroneou Gallery, Athen) umkreist in erzählerischen Skulpturen, Installationen und Performances mit unterschiedlichsten Materialien wie Aluminium, Stahl, Textilien und Plastik Fragen von Zeit und Raum. Dabei positioniert der Künstler, der zumeist in Serien arbeitet, Relikte, die oft eine kämpferische Anmutung haben, häufig flach auf dem Boden oder an der Wand.
Versatzstücke aus traditionellen Bildgenres wie Stillleben und Landschaftsmalerei bilden für Pierre Knop (Setareh Gallery, Düssseldorf) den Rahmen für bizarre, ironische Szenen, die bevorzugt an exotischen Schauplätzen angesiedelt sind. Knop erzeugt durch die Verwendung unterschiedlicher Materialien wie Ölfarben, Ölkreide und Buntstifte und eine eine plakative, vordergründig naive Malweise eine eigentümliche visuelle Unmittelbarkeit. Erst bei genauem Hinsehen offenbart sich das Interesse des Künstlers an sozialen Strukturen, Hierarchien und Rollenbildern.
Ruth May (Galerie Barbara Gross, München) umkreist in Zeichnungen, Collagen, textilen Bildern und Objekten das Thema Stofflichkeit. Ihr besonderes Interesse gilt der Darstellung von Kleidung. Gewändern und Rüstungen und deren räumlicher Inszenierung im zweidimensionalen Bild. Ihre motivischen Vorlagen bezieht sie aus unterschiedlichen Kontexten, Zeiten und Kulturen. Die visuellen Zitate, die aus der altmeisterlichen Malerei wie aus der Comic- und Tattoo-Szene stammen, werden vielfach bearbeitet und neu kombiniert, bis Menschen, Tiere, Gerätschaften, Masken und Ornamente zu farbstarken dynamischen Gemeinschaftskörpern verwachsen sind.
Renaud Regnery (Klemm' s, Berlin) entwickelt auf das jeweilige räumliche Umfeld abgestimmte architektonische Settings für seine bildnerischen Arbeiten. Seine Arbeitsweise wechselt zwischen geschlossenen Bildzyklen und quasi-seriell entwickelten Werkgruppen, die entweder rein malerisch oder unter Verwendung verschiedener Drucktechniken und Malmaterialien umgesetzt werden.
In einem langen Prozess entstehen die Bilder von Sophie Reinhold (Galerie Rüdiger Schöttle, München), die sich in ihrem Schaffen mit dem Verhältnis von Bildgrund und Farbe, Bildobjekt und Raum befasst. Für die Grundierung verwendet sie vorzugsweise Marmormehl sowie Stein- und Metallmehle. Während des Arbeitens wird die Oberfläche immer wieder geschliffen, so dass glatte Flächen entstehen, unter denen die Motive geheimnisvoll durchschimmern. Farbschlieren überlagern Balkenstrukturen und andere Formen, die sich schwerelos aus dem Untergrund hervorheben.
Mit Skulptur, Video, Fotografie, Sound und Licht sowie Musik- und Tanzproduktionen verfügt Alona Rodeh (Galerie Christine König, Wien) über ein breites Spektrum künstlerischer Ausdrucksformen, die gelegentlich in multi-mediale Installationen münden. Diese entwickeln sich durch den verstärkten Einsatz von Licht und Sound zunehmend zu theatralen Ereignissen. Objekte, Situationen und Räume werden bei der Untersuchung gesellschaftlicher Phänomene raffiniert in Beziehung zueinander gesetzt.
Berit Schneidereit (Cosar HMT, Düsseldorf) verbindet in ihrem Schaffen fotografische Techniken wie das Fotogramm und analoge und digitale Bilderzeugung in schwarz-weiß und Farbe gleichwertig miteinander. Ihre Bilder suggerieren eine Bewegung durch fotografische Räume. Insbesondere ihre großformatigen Fotogramme eröffnen dem Betrachter scheinbar einen Eintritt ins Bild und den Einbezug in das Bildgeschehen. Zäune, Netze und Gitterstrukturen legen sich wie Membranen über den Bildraum.Ihre Arbeiten evozieren ein Raumerleben, das zur Reflexion über Wirklichkeit und deren Neuverordnung anregt.
Martin Spengler (Galerie Thomas Modern, München) erschafft aus Wellpappeblöcken großformatige, oft weit in den Raum hineinragende hochkomplexe Bildreliefs, deren Motive er auf der Straße, im Internet und in Zeitungen findet. Spengler schnitzt seine Architekturen, Stadtlandschaften und Menschenmassen in einem langwierigen Prozess und mit präziser Technik in den Werkstoff hinein und verbindet dabei malerische und skulpturale Ideen.
Rebecca Ann Tess (Philipp von Rosen Galerie, Köln) widmet sich in Video- und Fotoarbeiten Architekturen, die sie als Symbole für Wohlstand, Macht und Einfluss ansieht. Bei modernen Hochhäusern in Metropolen wie New York, Dubai, Hongkong, Shanghai und Seoul wie auch dem mittelalterlichen San Gimignano verdeutlicht sie anhand ungewöhnlicher Aufnahmewinkel den Zusammenhang zwischen gesellschaftlicher Stellung und räumlicher Höhe der Repräsentationsbauten. In der Fotoserie „Template Selection“, die Detailaufnahmen von Bauwerken in internationalen Großstädten zeigt, reduziert sie die moderne urbane Architektur auf abstrakte Form-, Farb- und Lichtspiele.
In den komplexen farbintensiven Mischtechniken von Kristian Touborg (Galerie Mikael Andersen, Kopenhagen) mischen sich Zitate aus der Kunstgeschichte mit eigenen Bildfindungen zu rätselhaften, überwiegend figurativen Gemälden, die ihren besonderen Reiz aus der Haptik der Leinwände beziehen. Diese sind aus Einzelteilen zusammengenäht sind, die aus unterschiedlichsten Kontexten stammen. Digitale Bilderzeugung und klassische Malerei, abstrakte und gegenständliche Anteile verbinden sich zu einer individuellen Bildsprache von hohem Wiedererkennungswert.
Noa Yekutieli (Knust & Kunz, München) beherrscht die Kunst des Papierschnitts, der auf großen wie mittleren Formaten und bei raumgreifenden Installationen, gelegentlich auch in Verbindung mit Collage und Fotografie, eingesetzt wird. Dekonstruktion und Rekonstruktion von bildnerischen Ideen spielen dabei ebenso eine Rolle wie Natur und Architektur und persönliche Erinnerungen.
Die
Messe Köln öffnet ihre Tore für die ART COLOGNE 2018 vom 19. bis 22. April.
Städteübersicht für weitere
Messen in Nordrhein-Westfalen.